Erlebt am 9. Oktober 2017 –
Hărman (deutsch Honigberg) liegt im Kreis Brașov in Siebenbürgen, Rumänien. Es ist eine ruhige wohlhabende Gemeinde. Seit der Wende wurden hier viele große Häuser gebaut, die meisten sind von hohen Zäunen umschlossen und haben Alarmanlagen. Geld haben hier viele. Mariana erzählt, dass viele Ärzte oder Ingenieure, die in Brașov arbeiten und gut verdienen, hier Häuser gebaut haben. Meine Vorstellung von Rumänien wird hier völlig über den Haufen geworfen sozusagen.
Hier haben Marianna und Jeremy ihr Haus gebaut. Ungefähr 15 Jahre hat es gedauert. Und es ist groß geworden, ausgestattet vom Feinsten. Ursprünglich war Platz für Marians Sohn und Tochter vorgesehen, aber wie das so ist, haben die Kinder eigene Pläne. Der Sohn ist mit seiner Familie in Deutschland, die Tochter arbeitet als Zahnärztin in Paris. Trotz der kulturellen Unterschiede hat sich Jeremy entschlossen, alles in Santa Rosa in Kalifornien aufzugeben und nach Rumänien zu ziehen. Manchmal hadert er mit der Entscheidung, denn er spricht kein Rumänisch und die Winter sind hart hier, bis -35 Grad sind keine Seltenheit. Die Heizkosten sind dann sehr hoch. Aber es lebt sich gut hier, alles gibts im Ort, Bäckerei und Fleischer, einen Supermarkt, sogar eine Milchzapfstelle für Frischmilch. Brașov (Kronstadt) ist nicht weit, schön zum Bummeln und Einkaufen. Vom Haus kann man die nahen Berge sehen.
Heute zeigen uns die beiden Honigberg. Noch in den 70iger Jahren lebten über 1200 Deutsche hier. Mariana erzählt, dass nach der Wende fast alle nach Deutschland gezogen sind, ihre Häuser ließen sie zurück. Die meisten Häuser wurden modernisiert, es gibt nur noch wenige alte. Eine lustige Episode: die Poststelle hatte heute plötzlich mal auf, was ganz selten vorkommt. Jeremy hatte das in der Zeit, in der er hier war, noch nicht erlebt.
Wir besichtigen die ab etwa 1280 errichtete Kirchenburg, die eine Orgel von Johannes Prause birgt. Ein sehr schönes Bauwerk, das nach romanischem Bauempfinden begonnen und mit vielen gotischen Bauelementen vollendet wurde. Eine interessante Eigentümlichkeit der Kirche bilden die Vorratskammern, die sich wie Schwalbennester unter der Traufe an das Mittelschiff schmiegen. Der Glockenturm mit seinen acht Geschossen befindet sich im Westteil des Mittelschiffes und wird von den beiden Seitenschiffen flankiert. Es gibt auch mehrere Räume, die das Leben früher hier darstellen und als Museum gestaltet sind. Man taucht in eine andere Welt ein, sehr sehenswert.
Die Kirchenburg ist mit ihrer Ausdehnung von 14.526 m² und einem Umfang von 430 m in der Fläche eine der größten Kirchenburgen Siebenbürgens. Die Ringmauer ist mit sieben viergeschossigen Türmen versehen, die an ihren Außenecken mit 4–5 m hohen Mauern verbunden sind und dadurch einen Zwinger bilden. Der größte der sieben Ringmauer-Türme ist der Fleischerturm. Der östliche Turm hat als einziger ein Pultdach und beherbergt eine mit Wandmalereien ausgestattete Kapelle aus dem 15. Jahrhundert. Bei dieser Darstellung des Jüngsten Gerichtes handelt es sich um eines der wertvollsten Malerei-Ensembles von siebenbürgischen Kultstätten.
Wenn die Gemeinde angegriffen wurde, verschanzten sich die Familien in der Kirchenburg. Hier war für jede Familie Platz und es gab genügend Vorräte. Die Kirchenburg konnte 1552 sowohl vom moldauischen Fürsten Ștefan Rareș, als auch 1600 von Mihai Viteazul(Michael der Tapfere) und 1612 von Gabriel Bethlen nicht eingenommen werden.
Und dann hatten alle Hunger, in der „Althaus“-Pizzeria wars lecker.
0 Kommentare